Siebengebirgsschule

Bonn, Nordrhein-Westfalen
Hauptpreisträger 2024

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Joseph-DuMont-Berufskolleg - Nominiert für den Deutschen Schulpreis

Porträt

Selbstorganisiertes Lernen und schulweites Coachingangebot am Joseph-DuMont-Berufskolleg

 

Lerntheoretisch anspruchsvoll, bildungswissenschaftlich fundiert: Am Kölner Joseph-DuMont-Berufskolleg lernen die Schüler:innen in wertschätzender Atmosphäre selbstorganisiert, stressfrei und praxisnah. Wie Jurymitglied Thomas Häcker die Schule und den Unterricht vor Ort erlebte, schildert er im Interview.

Herr Häcker, Ihr Besuch am Joseph-DuMont-Berufskolleg (JDBK) startete mit einem besonderen ersten Eindruck. An einer Wand im Eingangsbereich steht in großen Lettern der Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Inwieweit war diese Haltung vor Ort spürbar?
Wir haben durchgängig und zwischen allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft eine sehr respektvolle, wertschätzende sowie konstruktive Kommunikation auf Augenhöhe erlebt. Das hat uns sehr beeindruckt.

Am JDBK gibt es weder eine Schulordnung noch einen Gong. Stattdessen ist Selbstorganisation Bestandteil der Schulphilosophie. Wie zeigt sich das im Schulalltag?
In Gang gekommene Lern- und Erkenntnisprozesse können hier in Ruhe beendet werden. Niemand muss auf einen Klingelton hin zur nächsten Stunde eilen. Das wird durch eine flexible Zeiteinteilung im Rahmen des selbstorganisierten Lernens ermöglicht: Die Schüler:innen eignen sich ihr Wissen selbst und aktiv an, ganz im Sinne eines konstruktivistischen Lernverständnisses.

Was bedeutet das konkret?
Unterricht verläuft hier berufs- und realitätsnah. Problemorientierte Aufgabenstellungen werden durchgängig nach der Think-Pair-Share-Methode bearbeitet. Das heißt: Die Schüler:innen setzen sich mit einer Aufgabe auseinander, tauschen sich dann mit eine:r Mitschüler:in und schließlich in der gesamten Gruppe aus. Das ist ein sehr professionelles Grundgerüst fürs Lernen, weil es eine tiefe kognitive Verarbeitung sichert, die zudem von Lehrkräften als Expert:innen vielfältig konstruktiv unterstützt wird. Ein schulinternes Kompetenzteam entwickelt hierfür Materialien und Lernarrangements, die den Lehrenden digital zur Verfügung stehen. Diese werden mittels transparenter Zielvereinbarungen in den einzelnen Bildungsgängen durch ein permanentes Qualitätsmanagement gesteuert. Kompetenzraster – sie heißen hier Kann-Listen – bieten den Lernenden Orientierung und Transparenz. Das wird sehr geschätzt.

Wie wirkt sich das auf die Schüler:innen aus?
Die Kann-Listen helfen ihnen, zu sehen, wo sie im Lernprozess gerade stehen und welcher Lernschritt der nächste ist. Weil die Bewertungskriterien so transparent sind, empfinden die Schüler:innen – anders als in ihren vorherigen Schulen – kaum Stress oder Leistungsdruck. Das wurde in Gesprächen deutlich.

Wovon waren Sie während Ihres Besuches beeindruckt?
Der Bildungsgang „Kaufleute für audiovisuelle Medien“ produziert jedes Jahr einen Abschlussfilm auf Kinoniveau und führt die gesamte Filmproduktion selbst durch. Auf die Frage, welchen Titel das JDBK tragen würde, wäre es ein Film, war die Antwort: „Fall in love with future.“ Eine Mischung aus Liebesfilm und Komödie. Eine treffendere Selbstbeschreibung gibt es kaum.

Was ist an dieser Schule besonders innovativ?
Über eine verbindliche Lernberatung hinaus gibt es hier, strukturell verankert, ein breites professionelles Lerncoachingangebot, das Schüler:innen bei Lernschwierigkeiten unterstützt. Die anspruchsvolle, wissenschaftlich fundierte Arbeit am JDBK wird zudem konsequent durch ein Qualitätsmanagement überprüft und gesteuert. Jeder Bildungsgang trifft Zielvereinbarungen mit der Schulleitung. Diese sind für alle einsehbar und werden von einem Kompetenzteam durchgängig evaluiert.


Inwieweit sind diese Konzepte wirksam?
Es gibt gute Vermittlungs- und Abschlussquoten. Diese sind in der jährlichen Statistik der Industrie- und Handelskammer belegt: 2023 gab es in acht von 13 Bildungsgängen eine fast immer 100-prozentige Bestehensquote. In Gesprächen mit Kooperationspartnern wurde klar, dass diese mit der Ausbildungsqualität sehr zufrieden sind. Das Unternehmen Procar gründete in Köln sogar eine WG, um alle NRW-weit tätigen Azubis am JDBK unterzubringen.

Was können andere Schulen vom JDBK lernen?
Es lohnt sich, das eigene Tun systematisch in den Blick zu nehmen. Und zwar durch ein Qualitätsmanagement, das ressourcen- und lösungsorientiert vorgeht. Andere Schulen können lernen, wie man wertschätzend, auf Augenhöhe und in flachen Hierarchien mithiIfe von Zielvereinbarungen systematisch an der Weiterentwicklung der Qualität von Unterricht arbeiten kann.

 

Zur Person
Thomas Häcker ist Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Rostock und Gründungsdirektor des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung.
 

Joseph-DuMont-Berufskolleg

Köln, Nordrhein-Westfalen
Preisträger 2024

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Porträt

Eigenverantwortliches Lernen und konstruktive Unterstützung am St.-Pius-Gymnasium Coesfeld

 

Stärkenorientiert und in wertschätzender Atmosphäre lernen die Schüler:innen am katholischen St.-Pius-Gymnasium in Coesfeld. Im Interview erzählt Jurymitglied Isabella Keßler von einer Schule, in der guter Unterricht, konstruktive Unterstützung und ein zeitgemäßer Umgang mit Vielfalt an erster Stelle stehen.

Frau Keßler, Sie haben das St.-Pius-Gymnasium in Coesfeld besucht. Was fiel Ihnen dort als Erstes positiv auf?
Die offene und positive Atmosphäre, die überall spürbar ist. Wir haben uns gleich wohlgefühlt, und unser Eindruck eines wertschätzenden Miteinanders in der Schulgemeinschaft hat sich während des Besuches bestätigt. Die Schule hat das Raumkonzept des Klassenzimmers aufgebrochen und nutzt Flure und Hallen als Lernorte. Dort konnten wir viel beobachten.


Welche Beobachtung hat Sie besonders beeindruckt oder überrascht?
Mich hat die ruhige und gleichzeitig geschäftige Arbeitsatmosphäre überrascht. Ab der 8. Klasse haben alle Schüler:innen ein Tablet, mit dem sie Lernpakete bearbeiten. Durch das freie Unterrichtssetting ist die Lehrkraft nicht nur im Klassenraum, sondern auch auf dem Flur präsent und fungiert als Anlaufstelle, falls jemand Hilfe braucht. Eigenverantwortliches Lernen wird von Anfang an systematisch aufgebaut.


Was hat Ihnen gezeigt, dass die Schüler:innen dort guten Unterricht erleben?
Die Unterrichtsmaterialien und die Lernpakete sind so aufbereitet, dass die Schüler:innen selbst damit arbeiten können. Das ist kein reines Abarbeiten von Aufgaben, sondern inhaltlich vielfältig und anregend – einige Schüler:innen führten Interviews, andere testeten eine App. Auch die Tiefenmerkmale von Unterricht begegneten uns überall. So führten Lehrkräfte mit Schüler:innen Diskurse auf Augenhöhe, und es wurde gemeinschaftlich nach dem Warum gefragt.


Was ist an dieser Schule besonders innovativ?
Die Form der konstruktiven Unterstützung, die von Anfang an eine große Rolle spielt. Hat jemand wiederholt Probleme im Lernprozess, bieten Lehrkräfte frühzeitig Lerncoachings an. Tagesziele helfen, das eigene Leistungsvermögen realistisch einzuschätzen. In vier sogenannten Sternstunden pro Woche erkunden Kinder der 5. und 6. Klasse etwa, wie sie sich am besten selbst organisieren können. Für Schüler:innen ab Stufe 7 stehen stärkenorientierte „Profile im Angebot“ zur Auswahl, die sogenannten PiA-Kurse. Hier probieren sie sich in Schwerpunkten wie kreativem Schreiben oder forensischer Chemie aus.

Woran haben Sie erkannt, dass diese Konzepte wirksam sind?
Was die Abschlussquoten angeht, liegt das Gymnasium über dem Landesdurchschnitt. Doch die viel stärkere Wirksamkeit sehe ich in der sehr geringen Abbruchquote. Dort werden Bildungsbiografien ohne Brüche gestaltet. Eine andere Facette von Wirksamkeit zeigte sich in Gesprächen mit älteren Schüler:innen und Eltern. Dabei wurde deutlich, dass die Absolvent:innen des St.-Pius-Gymnasiums eine Idee davon haben, wer sie sind, was sie können und wo sie hinwollen. Diese Art von Wirksamkeit ist extrem wertvoll und lässt sich nicht in Zahlen messen.

Das St.-Pius-Gymnasium ist eine katholische Schule, die sich offen mit dem Thema Vielfalt auseinandersetzt. Wie haben Sie das während Ihres Besuches erlebt?
Über dem Eingang der Schule weht eine Regenbogenflagge, es gibt regelmäßig Projekte zum Thema Vielfalt und eine kritische Reflexion in Bezug auf die zeitgemäße Übersetzung der Werte der katholischen Kirche. Bei einer Schulreise setzten die 682 Schüler:innen auf dem Petersplatz in Rom mit einem Gruppenfoto in regenbogenfarbenen T-Shirts ein Zeichen für Vielfalt. Schüler:innen erzählten uns, dass sich Mitschüler:innen im Zuge eines Vielfaltsprojektes geoutet haben und dass deswegen an dieser Schule niemand bloßgestellt wird. Eine Schülerin, die Person of Color ist, berichtete, dass sie sich mit ihren Themen an dieser Schule sehr gesehen fühlt und in puncto Vielfalt keine Gleichmacherei betrieben wird.

Was können andere Schulen vom St.-Pius-Gymnasium lernen?
Den Mut und das Vertrauen zu entwickeln, Schüler:innen Verantwortung zu übertragen. Über allem steht am St. Pius-Gymnasium der Wunsch und Wille, Schule gemeinsam mit allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft zu gestalten. Und das immer vor dem Hintergrund der kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen christlichen Werten.  
 
Zur Person
Isabella Keßler ist Landesfachberaterin im Bereich „Qualitätssicherung an allgemeinbildenden Schulen“ im Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes.  

St.-Pius-Gymnasium

Coesfeld, Nordrhein-Westfalen
Preisträger 2024

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Porträt

Projektförmiges Lernen und nachhaltige Bildungsprozesse am Thomas-Morus-Gymnasium

 

Frau Geweke, Sie waren als Jurymitglied beim Thomas-Morus-Gymnasium (TMG) in Oelde zu Gast. Woran haben Sie erkannt, dass dort eine hohe Unterrichtsqualität herrscht?
Sowohl im Fachunterricht als auch in projektförmigen Lernarrangements wie dem Phänomenbasierten Lernen (PBL), das einen Experimentierraum für selbstgesteuertes, fächerübergreifendes, kooperatives und kreatives Lernen eröffnet, waren die Tiefenstrukturen von Unterricht sehr gut sichtbar. Im Informatikunterricht etwa entwickeln Schüler:innen ein eigenes Computerspiel. In der wöchentlichen PBL-Doppelstunde setzen sich Schüler:innen der Klassen 7 bis 9 mit selbst gewählten Fragen aus dem Themenspektrum der 17 Nachhaltigkeitsziele auseinander und arbeiten dazu in Projekten.

Zu welchen Themen?
Etwa zu wirtschaftlichen Vorteilen von Solarenergie oder zur Nachhaltigkeit von E-Autobatterien. Die Themen orientieren sich an den Schüler:inneninteressen. In allen Unterrichtsformen erlebten wir problemlösendes Denken und Teamarbeit. All das wirkte sehr eingespielt und war medial durch Tablets mit Unterrichtsmaterialien gestützt. Am TMG gibt es ein gemeinsames Verständnis von qualitätsvollem Lernen und Lehren. Das findet sich im Leitbild der Schule wieder.

Wie lautet dieses Leitbild?
„Nachhaltig(es) lernen: vernetzt, langfristig, selbstgesteuert.“ Das TMG ist UNESCO-Projektschule, daher steht Nachhaltigkeit im Fokus. Das zeigt sich auch in den Lern- und Bildungsprozessen der Schule, die kontinuierlich und in der langjährigen Kooperation mit der Universität Münster weiterentwickelt werden. Gemeinsam wurde das PBL-Konzept erarbeitet.

Inwiefern haben sich die Konzepte der Schule als wirksam erwiesen?
Die Beteiligung ist in allen Statusgruppen hoch, die Jahrgangszahlen sind stabil. Die Statistiken weisen eine vergleichsweise geringe Abgänger:innenquote auf. In einer Schüler:innenrunde fragten wir, wie sich PBL auf den Fachunterricht auswirkt. Da hieß es: „Ach, schon auch auf den Unterricht, aber vor allem aufs richtige Leben!“ 

Was ist am TMG besonders innovativ?
Gelernt wird nicht nur im Klassenraum. Auch die Pausenhalle, die Foren im Flurbereich oder der Wald können Orte sein, an denen Formen individuellen und sozialen Lernens stattfinden. In innovativen Unterrichtsformaten erwerben Schüler:innen 21st Century Skills, die sie später in der Berufswelt und in gesellschaftlichen Zusammenhängen brauchen – etwa in Arbeitsgruppen wie TMG for Future, in der aktuell ein Leitfaden für eine nachhaltigere Schule entwickelt wird.

Welche Beobachtung hat Sie am TMG persönlich beeindruckt?
Auf dem Flur trafen wir eine Schüler:innengruppe, die auf dem Weg in den Wald war, um den Boden zu untersuchen. Das Thema ihres PBL-Projektes: die Beschaffenheit von Waldböden. Ich fand es spannend, dass sie in ihren Projekten Forschungsprozesse durchlaufen und auch die Möglichkeit des Scheiterns integriert ist. Klappt ein Projekt nicht wie geplant, wird etwa die Fragestellung akzentuiert.

Was ist außerdem besonders?
Die Schule begreift sich als lernende Institution. Wer eine gute Idee zur Weiterentwicklung hat, kann sie jederzeit bei der Schulleitung einbringen. Entwicklungsvorhaben der Lehrenden werden in Projektgruppen gebündelt, über Klassenräte können Schüler:innen niedrigschwellig partizipieren. Auch der konstruktive Umgang mit Daten, die zur Unterrichtsentwicklung dienen, ist besonders. So wurden auf Basis von Befragungen eine digitale Lernzeit und ein Lernzeitenbüro für die Oberstufe eingeführt. Das TMG hat viele Schüler:innen ohne gymnasiale Empfehlung, mit denen sehr aktiv und erfolgreich gearbeitet wird. Das zeigen die stabilen Jahrgangszahlen.

Was können andere Schulen vom TMG lernen?
Die umfassende Beteiligung der Schulgemeinschaft und die Partizipation der Schüler:innen. Alle Beteiligten bringen gemeinsam relevante Themen voran und machen vor, wie projektförmiges Lernen Schule nachhaltig stärken kann. Das TMG zeigt: Wer sich auf den Weg macht, kann wirklich etwas verändern.   


Zur Person
Dr. Michaele Geweke ist stellvertretende Kollegleiterin und pädagogische Leiterin am Oberstufen-Kolleg Bielefeld.
 

Porträt

Innovativer Unterricht und Wertschätzung für Vielfalt an der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule

 

An der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg lernen Schüler:innen jahrgangsgemischt bis zum Abitur gemeinsam. Wie sich Experimentierfreude und Innovationslust im fächerübergreifenden Unterricht zeigen, hat Jurymitglied Simone Fleischmann beobachtet.

Zweimal in der Woche besuchen die Kinder der Lerngruppe „Eichhörnchen“ ihr Klassenzimmer im Grünen. Mitten im Wald zwischen Eichen und Buchen des Bucher Forsts bei Berlin haben die Schüler:innen der 1. bis 3. Klasse der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule fächerverbindenden Mathe-, Deutsch- und Englischunterricht. Als Teil eines Schulversuches zum hybriden Lernen experimentiert die Gemeinschaftsschule im Prenzlauer Berg mit außerschulischen Lernorten.

Fächer- und jahrgangsübergreifendes Lernen
2008 im Rahmen eines Pilotprojektes unter dem Motto „Neue Schule – jetzt!“ gegründet, gehören Experimentierfreude sowie Lust auf Innovation und Weiterentwicklung noch immer fest zum Wesenskern der Schulgemeinschaft. Rund 990 Schüler:innen lernen in 35 Lerngruppen fächer- und jahrgangsübergreifend von der 1. bis zur 10. Klasse gemeinsam. Die Oberstufe wird aktuell im Modellversuch mit einer Beruflichen Schule in Berlin angeboten. Noten gibt es erst ab der 9. Klasse, vorher dient ein Kompetenzraster zur Einordnung individueller Entwicklungsstände, das sich zum Beispiel an den Kategorien Empathie und Selbstbewusstsein orientiert. Ein Konzept, das aufgeht: An der Schule herrscht ein respektvoller Umgangston, sowohl unter den Kindern und Jugendlichen als auch zwischen Schüler:innen und Pädagog:innen. Er zeugt von einer beeindruckenden Beziehungsarbeit.

Zudem ist überall spürbar, wie aufgeklärt und selbstsicher die Schüler:innen sind. Das Gespräch mit einem souveränen Schüler, der erst seit zwei Jahren in Deutschland lebt, blieb in besonderer Erinnerung. Diese Begegnung zeigte, dass an der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule Empowerment gelebt wird.

Vielfalt als großes Potenzial
Rund 15 Prozent der Schüler:innen waren 2023 nichtdeutscher Herkunftssprache, 17 Prozent lernmittelbefreit und 8 Prozent mit Inklusionsstatus. Weiterhin gehörten zunehmend Kinder mit psychischen Belastungen und chronischen Krankheiten zur Schulgemeinschaft. Unter dem Leitgedanken „All In“ wird Vielfalt als Potenzial wertgeschätzt. Dass manche Schüler:innen eine Lernbegleitung an ihrer Seite haben, ist so selbstverständlich ins Unterrichtsgeschehen eingebettet, dass es erst bei genauem Hinsehen auffällt. Denn der Unterstützungsbedarf der inkludierten Kinder wird weder thematisiert noch klassifiziert oder gar stigmatisiert.

Rund 95 Lehrkräfte arbeiten daran, den Schüler:innen eine umfassende demokratische Bildung auf höchstem wissenschaftlichen Niveau zu bieten. Der Unterricht ist offen und ermöglicht entdeckendes, handelndes und differenziertes Lernen. Die individuellen Arbeitszeiten der Schüler:innen wechseln sich ab mit gemeinsamen Plenumsgesprächen oder unterstützenden, strukturierenden Inputphasen durch die Lehrkräfte. Die Schüler:innen lernen dementsprechend alleine oder in Kleingruppen, im eigenen Tempo und ihrem Wissensstand entsprechend. Wöchentlich erhalten sie kompetenzorientiertes Feedback. Durch individualisierte Lernarrangements, gut gestellte Aufgaben und die Unterstützung bei der Lösungsfindung findet eine hohe kognitive Aktivierung statt. 

Fokus auf Verbesserung durch Daten
Das zeigt sich in den überdurchschnittlichen Lernerfolgen der Schüler:innen.
Um diese Qualität aufrechtzuerhalten, haben Evaluationsdaten bei der Unterrichtsentwicklung einen leitenden Stellenwert. Sie werden konstruktiv genutzt, um den Unterricht stetig weiterzuentwickeln und die individuellen Lernbereiche der Schüler:innen zu stärken. Ein weiterer wichtiger Baustein: das beeindruckende Netzwerk externer Partner, das sowohl Unternehmen wie das Kölner learninglab als auch Geschäftsführungskontakte aus dem Bereich Schulgründungen umfasst. Diese Kooperationen und der Stellenwert der Evaluationsdaten machen deutlich, wofür die Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule steht: für hohe Innovationsbereitschaft und für guten Unterricht, der sich an den Bedarfen der Schüler:innen orientiert und ihre Selbstständigkeit stärkt.

Zur Person
Simone Fleischmann ist Lehrerin und seit 2015 Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands in München.