Laudatio

Schülerinnen und Schüler der Werkstattschule, so verschieden sie sind, haben eins gemeinsam: Im Sog der Strukturkrise von Fischereiwirtschaft, Hafenökonomie und Werftindustrie ist zu viel von dem abhanden gekommen, was zu einem gelingenden Aufwachsen gehört: schützende und stützende Familien, eigene Initiative, Lernzuversicht, Schulerfolg und Lebensmut. Sie brauchen eine Schule, die keine Schule ist, und ein Lernen, dessen Sinn von Leistungen bestimmt und bezeugt wird, die das wirkliche Leben fordert.

Dieser Heranwachsenden, unter ihnen schulpflichtige Mütter, nimmt sich die Werkstattschule an. Ziel: selbstständig Leben lernen. Sie kann auf die Einsicht setzen, dass es ernst ist. Schule ist hier praktisches Lernen und Wissenserwerb durch echte Aufträge und Dienstleistungen, die bei Abnehmern bestehen müssen.

Die Werkstattschule ist kein fester Ort, sondern ein kompetenzförderlicher Verbund von pädagogischen Überzeugungstätern und von Trainingsstationen. Schul- und Berufspädagogik, Erlebnispädagogik und Jugendhilfe, gewohnte Unterrichtsmuster und didaktische Formen sind aufgehoben und zu individuellen Angebotsmustern neu arrangiert. Professionen, Behörden und Betriebe kooperieren quer zu üblichen Pfaden. Die Werkstattschule Bremerhaven erhält den Preis der Jury des Deutschen Schulpreises 2008. – Für ihren Mut, mit jungen Menschen um einen neuen Anfang zu kämpfen, der in die Zukunft trägt, und dazu, wenn es sein muss, einschließlich der Schule, alles umzubauen.

Preisträgerfilm aus dem Jahr 2008