Laudatio

Im „Übereinkommen über die Rechte des Kindes" fordern die Vereinten Nationen, dass behinderten Kindern alle für ein gutes Aufwachsen wichtigen Einrichtungen der Gesellschaft „in einer Weise zugänglich sind, die der möglichst vollständigen sozialen Integration und individuellen Entfaltung des Kindes ... förderlich ist."

„Vollständige soziale Integration" ist kein einmal erreichtes Ziel, sondern ein Prozess – für alle Menschen, und er bedarf besonderer Hilfe bei denen, die schwach oder krank, alt oder klein oder benachteiligt sind. Die Waldhofschule Templin beschreitet diesen Weg gleichsam spiegelbildlich gegenüber dem Üblichen und befreit sich von einer Erblast der DDR: Als ehemalige Einrichtung ausschließlich für geistig behinderte Menschen integriert sie heute Kinder ohne Behinderung und auch besonders Begabte. Sie ist „integrative Grundschule" mit gleich viel Kindern mit und ohne „sonderpädagogischem Förderbedarf" bis Klasse 6 sowie mit einer Oberstufe und Werkstufe für geistig Behinderte – ein Lebensort und eine pädagogische Umgebung, die das Lernen aller auf verschiedene Weise und doch für alle mit der gleichen, individuell ausgerichteten Intensität fördert. Klassen- und Gruppenunterricht, Einzelbetreuung und Elterngespräche, individuelle Lernpässe und Präsentationen mit Geduld für Schnelle und Langsame, eine schuleigene Bildungsmesse, ein 730-ha-Pachtwald mit einem richtigen Förster, prägen die Waldhofschule ebenso wie die wissenschaftliche Begleitung und Teamklausuren und die Bereitschaft, nicht bewährte Konzepte aufzugeben. Kein Wunder, dass lange Schulwege kein Hindernis sind und Fachbesucher in großer Zahl kommen.

Preisträgerfilm aus dem Jahr 2010