In der Wendezeit beschließt eine Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern, den Dunstkreis pädagogischer Ideologie ein für allemal hinter sich zu lassen. Ihre Schule soll die Kinder in den Mittelpunkt stellen - Kinder ganz verschiedener Begabungen, Lebens- und Schulschicksalen, von der Vorschule bis zum Abitur.
Das bestimmt Maß und Ziel der Jenaplan-Schule bis heute, es bestimmt ihr Verständnis von Lernen und Leistungsbewertung, von Didaktik, Schulleben und Lehrerberuf. Sie hat dabei viel DDR-Ballast abgeworfen, aber nicht nur das. Sie hat Konzepte, Impulse und Debatten in Ost und West darauf geprüft, was für ihre Arbeit taugt. Und auch die eigene Arbeit hat sie immer wieder kritischer Bewertung ausgesetzt.
Als staatliche Schule hat sie den staatlichen Lehrplan gewissermaßen zerlegt und als schuleigenen Lernplan neu zusammengesetzt. Ihr berühmtes Vorbild, den historischen Jenaplan, hat sie aufgegriffen und zugleich überwunden. Altersmischung und Jahrgangsunterricht, individuelle und gemeinschaftliche Lernformen, fachlicher und fächerverbindender Unterricht sind neu aufeinander abgestimmt.
Sie begegnet Eltern und Schülern mit Achtung und erwartet von ihnen Leistung, Engagement und vernünftigen Gebrauch der Freiheit. Ihr neuer Jenaplan setzt auf pädagogische Wahrheitsliebe und demokratische Gesinnung.