Zukunftsblicke - Noch vor wenigen Jahren war die einzige weiterführende Schule in Wutöschingen, einem kleinen Ort unweit der Schweizer Grenze, von Auflösung bedroht, inzwischen lernen dort 650 Kinder und Jugendliche. Der Aufbau einer eigenen Oberstufe steht kurz bevor.
Die nüchterne Erkenntnis, dass dieser Ort ohne ein weiterführendes Bildungsangebot keine Zukunft haben würde, löste eine bemerkenswerte Allianz von Gemeindepolitik und Pädagogik aus, in der nahezu alle vertrauten Vorstellungen von schulischem Lernen zunächst einmal angezweifelt, dann auf den Kopf gestellt und schließlich neu justiert wurden. Wände wurden herausgerissen, die passende Raumatmosphäre zur Unterstützung des Lernens in unterschiedlichen Sozialformen geschaffen, gleichzeitig die Jahrgangsklassen durch altersgemischte Lerngemeinschaften ersetzt und die Arbeitsbeziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen neu definiert. Parallel entstand im Verbund mit anderen Schulen eine digitale Lernumgebung, auf der in einem fortlaufenden Prozess die Bildungsinhalte vieler Fächer zum selbstständigen Lernen bereitgestellt und die Kommunikationswege verlässlich abgebildet werden.
Überzeugende Rituale und Verabredungen ersetzen an dieser Schule viele Mauern und Klassenstundenpläne. Weitgehend selbstbestimmt wechseln die Kinder und Jugendlichen von individueller Arbeit im Lernatelier zu lebhaftem Austausch auf dem Marktplatz, von medial gestützter Gruppeninstruktion zu persönlichen Beratungsgesprächen und forschendem Lernen an besonderen Orten. Die Gemeinde nimmt großen Anteil an der Entwicklung ihrer Schule und unterstützt, wo immer es ihr möglich ist.
Innerhalb weniger Jahre ist in Wutöschingen ein öffentlich wahrnehmbarer Lernraum entstanden, in dem sich ausgezeichnet beobachten lässt, wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihrem gemeinsamen Lernen auf die Spur kommen und sich dabei ohne Angst auf eine ungewisse Zukunft einlassen.