Laudatio

Unter dem Dach der Grundschule Borchshöhe in Bremen sind 240 Kinder in sechs sorgfältig geordneten Lernhäusern im wahrsten Sinne des Wortes zu Hause. Hier wird keine heile Kinderwelt konstruiert, sondern der Anspruch jedes einzelnen Kindes ernst genommen, die Welt in ihren Möglichkeiten und Widersprüchen zu verstehen und mitzugestalten.

So sucht zum Beispiel die ganze Schule in einem Langzeitprojekt nach Antworten auf die elementare Frage, wodurch ein Ort zur Heimat wird. Heimat steht hier als Metapher für Zusammengehörigkeit - das tiefste Bedürfnis, das auch im Raum der Schule befriedigt werden muss, damit Lernen überhaupt Sinn macht. In gemeinsamer Planung entsteht ein äußerst anspruchsvolles, die ganze Schule ergreifendes Vorhaben, das weit über ein Schultheaterprojekt hinausgeht: Berührende Kinderbücher lassen Empathie für Kinder wachsen, die ihre Heimat verlassen müssen. Externe Theaterpädagogen ermutigen dazu, der Suche nach Heimat einen gemeinsamen Ausdruck zu geben. Den Geschichten der Großeltern zuzuhören, bahnt den Weg zum Verständnis der eigenen Geschichte. Und dass Heimat auch etwas mit gemeinsamen Werten zu tun hat, verstehen hier auch die Jüngsten.

Eingebettet in vier große Jahresprojekte wird an der Grundschule  Borchshöhe systematisch  und  diagnosegestützt  alles das gelernt, was in der bedeutsamen Phase vom ersten bis zum sechsten Schuljahr verankert werden soll, im eigenen Tempo, mit individuell angepasster Unterstützung und Herausforderung. Sogar Ergo-, Physio- und Lerntherapie haben ihren Platz im Schulalltag. Die Kinder selbst halten in einem Portfolio fest, was für sie bedeutsam ist und wie sie ihren eigenen Lernweg finden. Sie liefern damit einen überzeugenden Beleg für eigenverantwortliches, verständnisintensives Lernen.

Preisträgerfilm aus dem Jahr 2017